„Die Freimaurerei ist eine international verbreitete Vereinigung, die unter Achtung der Würde des Menschen für Toleranz, freie Entfaltung der Persönlichkeit, Brüderlichkeit und allgemeine Menschenliebe eintritt“ definiert der Historiker Prof. Dr. Helmut Reinalter. Durch stil- und kulturvollen Umgang untereinander kann Freimaurerei die Anleitung für eine moderne und menschliche Gesellschaft sein. Mit ihren Inhalten bietet sie Werkzeuge für ein sinnvolles, inhaltsreiches und gelingendes Leben.
Unsere Grundwerte als Freimaurer sind Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Wir organisieren uns in Logen und nutzen Symbole und Rituale.
Die bekanntesten freimaurerischen Symbole sind Winkel und Zirkel. Sie sehen sie beide im Zentrum unseres Logenabzeichens, dem Bijou. Winkel und Zirkel erinnern uns daran, im Leben richtig und recht zu handeln und in unserem Denken und Handeln unser Umfeld miteinzuschließen. Den flammender Stern und die nach unten und nach oben zeigenden Dreiecke zu erklären, würde den Umfang der kurzen Einführung sprengen.
Die Freimaurerei schlägt Brücken und vereint Menschen vieler Länder, sozialer Schichten, Bildungsgrade und Glaubensvorstellungen. Ihr ältestes Gesetzbuch, „Alte Pflichten“ genannt, wurde bereits 1723 verfasst und ist unverändert auch heute noch Grundlage. Bereits in der frühen Aufklärung schufen die Logen gemeinsam mit den Salons in ganz Europa und Amerika eine neue Form von Öffentlichkeit und trugen so zur Verbreitung aufklärerischer Ideen bei. Betont wird das den Menschen Gemeinsame, nicht das sie Trennende.
Ziele und Werte der Freimaurerei leiten sich aus ihrer Entstehungsgeschichte ab. Die Gebräuche lassen sich auf Steinmetzbruderschaften bis in das 14. Jahrhundert zurückführen. Einen wichtigen Teil ihrer Symbole und Werte entnahmen Freimaurer der Arbeit und der Kultur der Dombauhütten. Die heute noch benutzten Symbole vermitteln gemeinsame Werte und Ideen. Die Weltbruderkette symbolisiert internationale Verbundenheit und die Brüderlichkeit aller Freimaurer.
Die schon genannten fünf freimaurerischen Werte entstammen dem Zeitalter der Aufklärung: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität.
Freiheit ist für uns die Freiheit des Geistes, die Freiheit von Dogmen und Denkverboten. Aber auch die Freiheit von sozialer und wirtschaftlicher Ausnutzung.
Gleichheit bedeutet neben der selbstverständlichen Gleichheit vor dem Gesetz auch die Gleichheit der Menschen ohne Betonung ihrer Herkunft, ihres sozialen Ranges, ihres Vermögens oder Einflusses.
Brüderlichkeit zeigt man durch Respekt, Vertrauen, Mitverantwortung und gegebenenfalls auch Fürsorge.
Toleranz wird durch aktives Zuhören und das ernsthafte Akzeptieren der Diversität oder der Meinung anderer gelebt.
Humanität heißt, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und ihm unabhängig von Rang, Namen und Vermögen mit Menschlichkeit zu begegnen und der Menschenwürde Raum zu geben. „Humanität“ heißt nicht umsonst die Zeitschrift unseres Dachverbandes, unserer Großloge A.F.u.A.M.
Unser Streben ist es, diese aufklärerischen Werte im Rahmen unserer Möglichkeiten im Alltag zu leben. Dabei halten wir die Werte der Aufklärung nicht für veraltet, sondern in der Zeit von Fake News und sogenannten Alternativen Fakten für sehr notwendig.
Freimaurerei und Diskretion: Für uns Freimaurer gilt der Grundsatz, unsere Bräuche und unsere Logeninterna nicht nach außen zu tragen. Dies sichert den freien Austausch von Gedanken, Ideen, Meinungen und die Vertraulichkeit von Persönlichem. Auch gehören Wissen und Erfahrung dazu, die alten Bräuche richtig einordnen zu können.
Ob ein Freimaurer über seine Zugehörigkeit zu seinem Bund spricht oder sie für sich behält, obliegt alleine ihm. Überwiegend, doch nicht immer, stößt man damit auf Interesse.
Das gegenseitige Versprechen zur Diskretion schafft Vertrauen und bietet untereinander Privatsphäre. Es dient nicht der Geheimniskrämerei oder gar Vorstellungen, wie sie in Verschwörungstheorien konstruiert werden. Wir sind diskret, aber keinesfalls geheim!
Die Sitze unserer Logen, unsere Vorsitzenden und unsere Satzungen sind bekannt und in den Vereinsregistern unserer Amtsgerichte eingetragen. Viele unserer Schriften und Ritualbeschreibungen sind über Bibliotheken öffentlich zugänglich.
Nebenbei und nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die freimaurerischen Grundregeln uns verpflichten, die Gesetze unserer Länder einzuhalten.
Freimaurerei und Religion: Wir setzen eine höhere Ordnung voraus, sind aber in unseren „Alten Pflichten“ aufgefordert, in der Loge das Thema Religion – wie übrigens auch das Thema Politik – nicht zum Gegenstand von Streitgesprächen zu machen. Der Respekt gegenüber dem Glauben eines Bruders ist eine Selbstverständlichkeit! Ein explizites religiöses Bekenntnis des einzelnen Mitglieds fordert der überwiegende Teil der Logen nicht. Deshalb begegnen sich Menschen in ihnen nicht nur aus unterschiedlichen Kulturen, sondern auch mit unterschiedlichen Religionen konfliktfrei.
Die meisten Logen in Deutschland gehören – wie auch unsere Loge Lessing – der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (A.F.u.A.M.v.D.) mit
ca. 10 000 Mitgliedern an.
Alle deutschen Großlogen sind im Dachverband Vereinigte Großlogen von Deutschland Bruderschaft der Freimaurer e.V. (VGLvD) zusammengeschlossen.